FÜR NEUE MUSIK ZÜRICH
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28.08.2010  20:30  Zürich, Kunstraum Walcheturm

Brouillage / Bruitage
James Joyce als musikalische Inspiration

Sa, 28.8.2010
20:30 Kunstraum Walcheturm Zürich



ensemble für neue musik zürich
Hans-Peter Frehner Flöte
Manfred Spitaler Klarinette
Viktor Müller Klavier
Lorenz Haas Schlagzeug/Stimme
Urs Bumbacher Violine
Nicola Romanò Violoncello
Anna Trauffer Kontrabass/Stimme
Philipp Schaufelberger el.Gitarre
Daniel Mouthon Stimme


Michael Heisch
«Brouillage/Bruitage», Zyklus von instrumentalen Solokompositionen.

„Proteus“ für Kontrabass (1999, revidiert 2002),
„Hades“ für Klavier (2000, revidiert 2003), UA
„Penelope“ für Altflöte (2003) UA
„Circe“ für Schlagzeug (2010) UA

Intermezzi/Konzepte/Improvisationen (UA)
von Philipp Schaufelberger, Anna Trauffer,
Daniel Mouthon, Nicola Romanò, Hans-Peter Frehner,

Das Konzert wird am 14. Oktober ab 22.35 Uhr in der Sendung CH-Musik auf DRS2 gesendet.


Michael Heisch
«Brouillage / Bruitage», Zyklus von Solokompositionen
über „Ulysses“

„Proteus“ für Kontrabass (1999, revidiert 2002)
In der griechischen Sage ist Proteus ein Meergott, der die Zukunft vorhersagen kann. Menelaos wandte sich an ihn, um eine Weissagung von ihm zu erhalten. Aber Proteus suchte sich durch allerlei Verwandlungen dieser Aufgabe zu entziehen.
Joyce experimentierte im Kapitel Proteus mit mehreren Ebenen: Einerseits stellte er durch die Beschreibung eine künstliche Realität her, die es so vielleicht nie gegeben hat; er entführt den Leser in eine Scheinwelt. Der Romanheld Stephen Dedalus stapft durch eine vom Autor durch Worte geschaffene Strandlandschaft. Zugleich grübelt dieser Held über Sein und Schein nach und «prüft mit geschlossenen Augen» Aristoteles' Auffassung von Raum und Zeit.
Dabei scheint das Wechselspiel aus äusseren Eindrücken und inneren Monologen kein Ziel vor Augen zu halten und mehr dem Zufall als einem erkennbaren Muster zu gehorchen. Und doch gibt es ein Grundthema: die Frage nach der Identität in einer Welt, die in ständigem, proteushaftem Wandel begriffen ist.

„Hades“ für Klavier (2000, revidiert 2003) UA
Leopold Blooms Gedanken umkreisen unter anderem «die letzten Dinge» in einer manchmal skurril-morbiden Art («... kann man die Stimme der Toten konservieren...?»). Musikalisch wird das Thema «Verschwinden» verschiedenartig untersucht und beleuchtet. Ausgehend von bestehendem Klangmaterial, welches mathematisch-statistisch angeordnet ist und mit Hilfe von vorgegebenen Formeln subtrahiert wird.

„Circe“ für Schlagzeug (2010) UA
Ein Kapitel voller phantastischen Halluzinationen. Die beiden Romanfiguren Bloom und Dedalus befinden sich in Bella Cohens Bordell im Red-light district Dublins. Wie Circe die Gefährten des Odysseus in der Odyssee in Schweine verwandelt, werden hier durch die Macht der Puffmutter die untersten, dreckigsten Seelenschichten der beteiligten Personen nach oben gekehrt.

„Penelope“ für Altlöte (2003) UA
Weder Anfang noch Schluss: Im Penelope-Kapitel redet die weibliche Hauptfigur Molly ohne Punkt. Ihre Gedanken sind ein einziger, langer Fluss oder eher ein reissender Strom, der eine Unmenge Treibgut befördert.

Das Hauptthema: «Menschlich-allzumenschliches», ihre ständige Untreue, Selbstgespräche über Männer, die fast immer zugleich auch ihre Liebhaber waren. Mollys Monolog beginnt und endet mit dem Wort «Ja». Wenn es so etwas wie eine Botschaft im «Ulysses» gibt, so ist es dieses Ja: Ja zum Leben in seiner Flitterhaftigkeit, seinen kurzen Momenten der Erkenntnis und der Schönheit, seinen ungestillten Sehnsüchten und seltenen Erfüllungen.


Michael Heisch
Geboren in Schaffhausen, lebt und arbeitet in Zürich. Nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung studierte er Komposition an der Musikhochschule Zürich-Winterthur (Mathias Steinauer, Johannes Schöllhorn) und Musiktheorie (Martin Neukom und Christian Bänninger). Wichtige Anregungen und Anleitungen in der Elektronischen Musik erhielt er zuerst von Martin Neukom und später im Studium bei Gerald Bennett. 1998 erhält Michael Heisch am Concorso Internationale «Luigi Russolo» in Varese (Italien) eine Auszeichnung für sein elektroakustisches Werk «Edison».
Seit 2002 ist er Vorstandsmitglied der IGNM Zürich. Michael Heisch ist in verschiedenen Formationen als Kontrabassist zu hören. Er publiziert in verschiedenen Medien Texte über Kultur und Musik. Seine vielseitigen Tätigkeiten führen ihn ausserdem in die Bereiche Bildende Kunst und Comic, verbunden mit (Gruppen-)Ausstellungen, u.a. in Australien, Europa, Japan, Kanada und den USA.




Philipp Schaufelberger wurde 1970 in Göttingen geboren und ist seit beinahe 20 Jahren als Musiker unterwegs, zb. mit den Bands von Pierre Favre, Lucas Niggli, Harald Haerter und Jürg Halter. Als Interpret zeitgenössischer Musik arbeitet er regelmässig mit dem Ensemble für Neue Musik Zürich und Daniel Mouthon zusammen.
Er spielte mit Musikern wie Dewey Redman, Michael Brecker, Paul Motian, Kenny Wheeler, Arthur Blythe, Jim Black und vielen anderen. Tourneen führten durch Europa, Kanada, USA, China und Indien; Festivals nach Montreux, Willisau, North Sea, Moers, Leverkusen, Vancouver etc.
Als Produzent und Komponist kann PS auf 'measured & detale' und in zahlreichen Hörspielarbeiten für Schweizer und Deutsche Sender gehört werden.
Seine Sendung 'The FIZROK SHOW' ist alle zwei Monate auf Radio Lora aus Zürich zu hören.

Anna Trauffer (*1980) lebt in Zürich und arbeitet als freischaffende Kontrabassistin in den Bereichen Musiktheater, Improvisation und Performance. Sie studierte an der Hochschule der Künste Bern bei Béla Szedlàk. Weiterbildungskurs an der Klangkunstbühne Berlin bei Jürg Kienberger. Musikerin für Theaterproduktionen (Schauspielhaus Zürich 2008, theater konstelationen 2010/11). Als singende Bassistin interpretiert sie zeitgenössische Literatur in verschiedenen Ensembles. Mitwirkung bei Projekten des «Ensemble für Städtebewohner» Wien und Berlin. Zusammenarbeit mit Tim Krohn, Noldi Alder, GNOM Baden, Rafael Baier, Martin Schick. Zu ihren festen Auftrittsorten zählt auch die Sendung SO21 auf Radio LoRa, wo ihrer Experimentierfreude mit randständiger Musik keine Grenzen gesetzt sind. 2006 gewann sie den Spezialpreis für die beste Interpretation des zeitgenössischen Pflichtstückes von Daniel Glaus am internationalen Kontrabasswettbewerb in Bern.

Daniel Mouthon 1952: in Zürich geboren. Ausbildung zum Primarlehrer. 1974: Studium am Konservatorium Zürich (Klavier bei Jürg von Vintschger, Orgel bei Jeanine Lehmann); autodidaktischer Beginn mit Komposition. 1980: Ausbildung Schulmusik II (Gesang bei Kathrin Graf, Tonsatz und Komposition bei Gerald Bennett). Ab 1982: Konzerte als improvisierender und interpretierender Vokalist und Performer (u.a. mit Werken von Luciano Berio, John Cage und Peter Maxwell Davies). - Komposition vor allem im Bereich des Musiktheaters und der Intermedialität. - Lehrtätigkeiten u.a. am Realgymnasium Rämibühl und dem Seminar für Pädagogische Grundausbildung (SPG). Ab 1990: Produziert zunehmend auch die eigenen musiktheatralischen Projekte. Lehraufträge u.a. auch an der Sekundar- und Fachlehrerausbildung (SFA) und dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich (moderne Musikpädagogik), der Hochschule für Musik und Theater Zürich (HMT) und der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGKZ) mit Themen der praktischen Ästhetik. Ab 2000: Ausschliesslich tätig als frei schaffender Komponist und Produzent. Macht nebenbei Angebote im Bereich von Fortbildung, Beratung und Planung in künstlerisch-kulturellen Lösungen (Migros, UBS u.a.). - Temporäre Lehraufträge an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGKZ).

Das 1985 als Sextett (fl,kl,perc,pf,vl,vc) gegründete ensemble für neue musik zürich widmet sich ausschliesslich dem zeitgenössischen Musikschaffen. Die Musiker planen und konzipieren ihre Programme in eigener Regie. Im Bedarfsfall wird die Stammformation um zusätzliche SängerInnen und InstrumentalistInnen erweitert. Jahrelange, kompromisslose und selbst-bestimmte Arbeitsweise sowie eine unkonventionelle Programmgestaltung führte schliesslich zum Erfolg. Jedes Projekt, jede künstlerische Entscheidung und auch die finanziellen Vermarktungsrisiken werden von den Musikern gemeinsam getragen. Zu den besonderen Anliegen des ensemble für neue musik zürich zählt die Förderung noch nicht etablierter, junger Komponistinnen und Komponisten aus dem In- und Ausland. In über 250 Uraufführungen von Werken, die grösstenteils im Auftrag des ensembles entstanden und diesem gewidmet sind, finden sich in den Programmen Komponistenporträts u.A. von George Crumb, Liza Lim, Noriko Hisada, Hanspeter Kyburz, Franz Furrer-Münch, Dieter Ammann, Johannes Harneit, Jochen Neurath, Elliott Carter, Ysang Yun, Hans Joachim Hespos, Bruno Stöckli, Lukas Langlotz etc. und weitere thematische Konzepte.Zahlreiche CD-Produktionen und viele Radio-Aufnahmen bei DRSII, Radio Kiew, Radio Odessa, Hongkong RTHK, BR, WDR etc. Die folgende Komponistenporträts sind bei Hat Hut Records auf der Serie hat(now)ART (www.hathut.com) als CD erhältlich: Liza Lim(148), Dieter Ammann (158), Noriko Hisada (163), George Crumb (166), Hans-Peter Frehner (169), LucianoBerio/Edison Denissow (168). Das ensemble hat sich in den vergangenen Jahren mit seiner „Theaterabteilung“ dieSZENEzürich über die Landesgrenzen hinaus mit Projekten von P.M.Davies („Mad Queen, mad King“), Daniel Mouthon („Finnabout“, „l’empire des choses“, „Ghostdriver“ und „Air à l’en verre“) einen Namen gemacht. Durch die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit Joachim Schlömer („Höllenbild“), Herbert Wernicke („lustige Witwe“), Albrecht Hirche („Aufstand der Schwingbesen“), und Anna Viebrock (Geschwister Tanner) haben sie modernes, zeitgemässes Musiktheater realisiert. Das ensemble konzertiert erfolgreich in Europa, Zentralasien, China, Hongkong, Japan, Australien und wird an wichtige Festivals eingeladen.
16. März 2024
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