FÜR NEUE MUSIK ZÜRICH
Archiv

ARCHIV



14.04.2011  20:00  Luzern, Südpol
15.04.2011  20:00  "
16.04.2011  20:00  "
22.04.2011  20:00  Zürich, Theaterhaus Gessnerallee
23.04.2011  20:00  "
24.04.2011  20:00  "

KEYNER NIT (UA am 14.4.2011)
Kammeroper von Mathias Steinauer

Ein multiperspektivisches Drama für 7 SängerInnen, Live-Comic und Kammerensemble

Eine ironisch bissige Satire über die Kette der Gewalt und den Kreislauf von Unterdrückung
nach Texten von L. Malerba, St. Benni und J.O. de la Mettrie

Im Rahmen des Fumetto - Internationales Comix Festival
Infos, Vorverkauf und Reservation:
www.sudpol.ch, +41 41 318 00 40
www.gessnerallee.ch, +41 44 225 81 11
www.startickets.ch

Komposition und Libretto: Mathias Steinauer
Musikalische Leitung: Jürg Henneberger
Regie: Sven Holm
Dramaturgie: Malte Ubenauf

Sängerinnen und Sänger:
Catriona Bühler
Katia Guedes
Javier Hagen
Michael Hofmeister
Robert Koller
Bini Lee-Zauner
James Cleverton

ensemble für neue musik zürich
Urs Bumbacher/Violine
Hans-Peter Frehner/Flöte, Piccolo, Bassflöte
Lorenz Haas/Schlagzeug
Viktor Müller/Klavier
Lorenz Raths/Horn
Nicola Romanò/Violoncello
Manfred Spitaler/Klarinette, Bassklarinette, Altsaxophon
Dominik Blum/Hammond, Clavinet

Comiczeichner: Ulrich Scheel
Bühnen-Kostümbildnerin: Elisa Limberg
Korrepetition: Saori Tomidokoro
Regieassistenz: Christine Cyris
Musikalische Assistenz: Vincente Larrañaga
Dramaturgieassistenz: Ines Hu
Sounddesign / Ton: David Bollinger
Lichtdesign / Technische Leitung: Christoph Senn
Videodesign: Lisa Böffgen
Produktionsleitung: Nathalie Buchli, Kulturist GmbH

Eine Produktion von Kulturist GmbH in Coproduktion mit Fumetto Internationales Comix Festival Luzern, Südpol Luzern und Theaterhaus Gessnerallee, Zürich
www.kulturist.ch, www.fumetto.ch, www.sudpol.ch, www.gessnerallee.ch


KEYNER NIT ist eine ironisch bissige Satire über die Kette der Gewalt und den Kreislauf von Unterdrückung und Krieg im Kapitalismus. Die Hierarchien der heutigen westlichen Welt werden in die klaren gesellschaftlichen Strukturen des Mittelalters übertragen. Wie in einer Miniaturaufnahme der globalen Verhältnisse des 21. Jahrhunderts erscheinen hier der Lehnsherr, der Pfarrer, die Bauern und Bauernführer, Adlige, die Burg und der Stall als böses Abbild einer ungerechten Welt, in der Hunger neben Völlerei existieren muss, um bestehende Hierarchien immer wieder zu bestätigen.
Gerade weil der existentielle Hunger als kollektives Schicksal im westlichen Wohlfühldasein des 21. Jahrhunderts verschwunden scheint, ist dieser in der surrealen Montage des Librettos Folie und Metapher für unbefriedigte Bedürfnisse der erkrankten Seele im modernen Zeitalter. Und in der überzeichneten Beschreibung einer Gesellschaft des Mittelalters finden sich die selben Charakteristika von Gier nach mehr und mehr, nach Sex und Crime, “um zu erkennen, dass es dem Anderen auch nicht besser geht, und hernach zu überraschen, dass es beiden schlecht geht.“ Die Rückkehr des Menschen ins Barbarentum ist eine Frage der Zeit.

Der Hunger, hier und jetzt, ist weitgehend überwunden: man is(s)t übersättigt. Der real existierende Hunger der anderen ist zwar virtuell präsent, scheint aber weit weg zu sein. So richtet sich unser pervertiertes Hungergefühl auf Sekundärziele: man träumt von Geld, Karriere, Feinschmeckerlokalen, Sex, Information, Kult und Kultur. Immerhin: Kannibalismus ist seltener geworden. Aber die Angst sitzt uns im Nacken. Denn völlig gefahrlos für uns ist der effektive Hunger der anderen ja auch nicht gerade!
Solche und andere Überlegungen führen zu einem üppig-gierigen, schräg-philosophischen, musikalischen Menu. Etwas präziser: uns erwarten Hunger, auch (tristan’scher) Liebeshunger, Kastration, Kannibalismus, der beinah göttlich bekochte Teufel, die Beteiligung an einem exquisiten Buffet, die Vergiftung des wollüstigen de Sade- Antipoden sowie eine geglückte Revolte.


Der Titel Keyner nit bezieht sich auf das Ende der Oper. Die Utopie des Bauernführers Migone, wo „keyner nit das Sagen hat“, beendet den Abend in einer kreisenden Wiederholung dieser Wendung. Aus dem Blickwinkel heutiger Erfahrung gescheiterter Utopien komponiert Steinauer die naiv anmutende Hoffnung auf Gleichberechtigung, die im Keim erstickt. Gleichzeitig steckt in der doppelten Verneinung des „Keiner Nicht“ das Symbol einer würdelosen Menschenexistenz. Und in der zweifachen Negation verbirgt sich ebenfalls die Hoffnung in eine entgegen gesetzte Zukunft im Sinne des Blochschen „Noch nicht“ mit positivem Beigeschmack. Diesen Kreislauf werden Regisseur Sven Holm gemeinsam mit der Bühnen- und Kostümbildnerin und dem Comiczeichner Ulrich Scheel eruieren. Und die Kommunikation zwischen Gesangssolisten, Kammerensemble und Life Comic übersetzt die dramaturgische Struktur der Oper in ein multiperspektivisches Drama.

Die Kammeroper Keyner nit basiert auf dem Roman Pataffio von Luigi Malerba. Das Libretto bezieht sich einerseits auf den roten Faden und Handlungsbogen der Vorlage, hat aber zusätzlich zwei weitere Quellen, deren Extrakte in die Geschichte des Pataffio hinein geschnitten wurden: Fragmente von J.O. de la Mettrie und von Stefano Benni.


Weitere Informationen und Fotos unter www. kulturist.ch
Besten Dank für Ihren Hinweis.

Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung


Kontakt:
Kulturist GmbH
Nathalie Buchli
Schützenmattstrasse 43
4051 Basel
+41 61 508 01 01
+41 76 345 37 20
buchli@kulturist.ch


Tagesanzeiger, 26. April 2011


Artikel Tagesanzeiger als pdf


NZZ, 26. April 2011


Artikel NZZ als pdf


Bilder:

thumb Keyner Nit 37kb


 

20. Januar 2013
© ensemble für neue musik zürich, Gutstrasse 89, CH-8055 Zürich
T +41 (0)44 383 81 81, M +41 (0)79 207 55 92
info(at)ensemble.ch, www.ensemble.ch/archiv/?det_id=254/