ARCHIV
30.11.2012 20:00 Kunsthalle Zürich, Limmatstr. 270
KUNSTHALLE SPECIAL I
Morton Feldman (1926-1987)
Crippled Symmetry (1983)
ensemble für neue musik zürich
Hans-Peter Frehner, Flöte & Bassflöte
Viktor Müller, Piano & Celesta
Lorenz Haas, Schlagzeug, Glockenspiel & Vibraphon
Entgegen sonstiger Gewohnheit widmete Feldman der in "Why Patterns" observierten Instrumental-Kombination noch zwei weitere Werke: "Crippled Symmetry" und, unmittelbar im Anschluß, "For Philip Guston". 1986 folgt mit "For Christian Wolff" ein allerletztes Kapitel, quasi eine Sparversion nur für Flöte und Klavier/Celesta.
Auch wenn Feldman in einem Interview behauptete, "Crippled Symmetry" sei eigentlich nur eine späte, längere Version von "Why Patterns", so liegen wichtige Unterschiede nicht nur in der erweiterten Aufführungsdauer auf nunmehr rund anderthalb Stunden. Zunächst übernimmt Feldman von "Why Patterns?" neben der Instrumentation auch die grundsätzliche Anlage der Notation. Die Stimmen stehen in Partitur übereinander, verlaufen aber metrisch gänzlich unabhängig. Feldman gab später zu, mit Hilfe eines Taschenrechners den Verlauf im Groben so geregelt zu haben, daß sich die drei Einzelstimmen nie allzu weit voneinander entfernen. Trotz dieser metrischen Unabhängigkeit, die sich auch akustisch vermittelt, suggeriert das Partiturbild noch entschiedener als "Why Patterns" Synchronizität. Die für die späten Werke so charakteristische Bezugnahme auf das Notenblatt als optischen Rahmen wird hier augenscheinlich ad absurdum geführt: die übereinandergeordneten Stimmen vollziehen die meisten Übergänge der Patterns an optisch gleicher Stelle - am Ende eines Systems oder am Ende einer Seite. Auch ganze Pausentakte stehen oft akkurat angeordnet übereinander oder in hoketusartiger Versetzung. "Ich fand eine fast mathematische Gleichung", so erläuterte Feldman sein Vorgehen: "Je verrückter meine Notation, desto besser der Klang."
© 1997, 1999, 2000 Raoul Mörchen
KUNSTHALLE SPECIAL I
Morton Feldman (1926-1987)
Crippled Symmetry (1983)
ensemble für neue musik zürich
Hans-Peter Frehner, Flöte & Bassflöte
Viktor Müller, Piano & Celesta
Lorenz Haas, Schlagzeug, Glockenspiel & Vibraphon
Entgegen sonstiger Gewohnheit widmete Feldman der in "Why Patterns" observierten Instrumental-Kombination noch zwei weitere Werke: "Crippled Symmetry" und, unmittelbar im Anschluß, "For Philip Guston". 1986 folgt mit "For Christian Wolff" ein allerletztes Kapitel, quasi eine Sparversion nur für Flöte und Klavier/Celesta.
Auch wenn Feldman in einem Interview behauptete, "Crippled Symmetry" sei eigentlich nur eine späte, längere Version von "Why Patterns", so liegen wichtige Unterschiede nicht nur in der erweiterten Aufführungsdauer auf nunmehr rund anderthalb Stunden. Zunächst übernimmt Feldman von "Why Patterns?" neben der Instrumentation auch die grundsätzliche Anlage der Notation. Die Stimmen stehen in Partitur übereinander, verlaufen aber metrisch gänzlich unabhängig. Feldman gab später zu, mit Hilfe eines Taschenrechners den Verlauf im Groben so geregelt zu haben, daß sich die drei Einzelstimmen nie allzu weit voneinander entfernen. Trotz dieser metrischen Unabhängigkeit, die sich auch akustisch vermittelt, suggeriert das Partiturbild noch entschiedener als "Why Patterns" Synchronizität. Die für die späten Werke so charakteristische Bezugnahme auf das Notenblatt als optischen Rahmen wird hier augenscheinlich ad absurdum geführt: die übereinandergeordneten Stimmen vollziehen die meisten Übergänge der Patterns an optisch gleicher Stelle - am Ende eines Systems oder am Ende einer Seite. Auch ganze Pausentakte stehen oft akkurat angeordnet übereinander oder in hoketusartiger Versetzung. "Ich fand eine fast mathematische Gleichung", so erläuterte Feldman sein Vorgehen: "Je verrückter meine Notation, desto besser der Klang."
© 1997, 1999, 2000 Raoul Mörchen