ARCHIV
08.12.2006 20:00 Forum Siegfried, Zofingen (Vorpremière)
09.12.2006 20:00 NEU: Kunsthaus Zürich
10.12.2006 17:00 Gare du Nord, Basel
Junge Komponistinnen und Komponisten II
Uraufführungen von
Martin Skalsky "America"
Cécile Marti "Würfel"
Juhee Chung "Piece for 6 Players"
Martin Jaggi "SPAM"
ensemble für neue musik zürich
Hans-Peter Frehner/Flöten,
Manfred Spitaler/Klarinetten,
Lorenz Haas/Schlagzeug,
Viktor Müller/Klavier,
Urs Bumbacher/Violine,
Nicola Romanò/Violoncello
Sebastian Gottschick/Leitung:
Martin Skalsky
1977 in Zürich geboren. Nach der Matura Studium der Musikwissenschaft, Wirtschaft und Informatik an der Uni Zürich. Gesangsstudium bei Kris Vail (Zürich) und Franz Lukasovsky (Wien). Seit 2001 Studium an der Musikhochschule Zürich bei Mathias Steinauer (Komposition), Gerald Bennett (Komposition und Musiktheorie), Thomas Müller (Musiktheorie) und André Bellmont (Filmmusik).
Einladung zum Komponistenforum des Internationalen Festivals junger Künstler Bayreuth 2002 und 2003, unter anderem mit Cristobal Halffter, Krisztof Meyer und James Clarke. Kompositionsworkshops mit Wolfgang Rihm, Isabel Mundry und Alvin Lucier. Einladung des Stückes „Condule(e)r a Vuk“ an das Schweizerische Tonkünstlerfest 2005.
Werke von Martin Skalsky wurden bereits in verschiedenen Ländern zur Aufführung gebracht, u.A. in der Schweiz, iDeutschland, Liechtenstein, Ungarn und Brasilien. Im Januar 2006 führte das Ensemble ö! das Stück „Gesellschaft – ein Ausschnitt“ während ihrer Amerika-Tournee in San Francisco, Washington und New York auf.
„America“ (2006)
„America“: In diesem Stück geht es nicht um Politik, wie es ein Titel wie „America“ in der heutigen Zeit vielleicht suggerieren mag. Es geht nicht darum, eine Meinung loszuwerden, eine solche jemandem aufzudrängen oder jemanden in seinem Denken zu bestätigen. Das ist nicht meine Aufgabe als Komponist. Es geht nicht um eine Bewertung von Amerika. Auch wenn das Stück bewusst Denkräume offen lässt, möchte ich darin primär einen Wahrnehmungszustand von mir musikalisch ausdrücken, der nur in und durch Amerika möglich geworden ist. Mit diesem Gedanken arbeitet das Stück. Er wird in verschiedenen Variationen durch das Stück gewoben, die jedoch nicht rein auf einer strukturellen, sondern vor allem auf einer sinnlichen Ebene funktionieren.(MS)
Cécile Marti
Geboren 1973 im Zürcher Oberland. Seit dem achten Lebensjahr grosse Begeisterung an der Musik, insbesondere für die Geige.Bald ergaben sich erste Kontakte mit neuer Musik, welche für mich eine unwiderstehliche Anziehungskraft besass. Diese war mir Ansporn, tiefer in die Musik hinein zu horchen und am gehörten auf eigene Art weiter zu arbeiten.
Musikalische Ausbildung am Konservatorium Zürich. Unterrichtstätigkeit seit dem siebzehnten Altersjahr.
Gegenwärtig Kompositionsstudium bei Dieter Ammann an der Musikhochschule Luzern.
„Im Würfel“ (2006)
„Meine Gestalt besteht einzig aus geraden Linien und ebenen Flächen, welche sich in symmetrischer Anordnung rechtwinklig verhalten. Jede Seite, jede Linie gleicht der anderen. Schnittpunkt gegenüber Schnittpunkt. So also ruhe ich in mir. Setze ich mich in Bewegung, kann ich leicht ins Rotieren geraten. Mein Bewegungsweg ist dabei nicht immer voraussehbar, da ich mir stets mehrere Möglichkeiten des Richtungswechselns offen halte. Den Weg nehme ich immer über die Linie oder meine Eckpunkte. Also, wenn ich nicht auf einer Fläche ruhe, so bewege ich mich linear“.
Soweit aus der Sicht des Würfeldaseins. Seine ihm innewohnende Gestalt, ist Anhaltspunkt der musikalischen Transformierung.
Das Ensemble folgt als kompakte Bewegungseinheit entlang den Linien charakteristischer Figurationen. Der Weg führt von der Objektbeschreibung zu deren Bewegungsmechanismen hin zu spielerisch-gestischen Formulierungen. Drehbewegungen, Rotierungen um die eigene Achse, stufenweises Vorrücken über Tonebenen, Strukturierungen durch Pulse, Zergliederungsphasen, tänzerische Bewegungsmomente, um einige Aspekte zu nennen, ziehen sich als Themenbänder durch das Stück. (CM)
Juhee Chung
Studierte Musiktheorie an der Ewha Woman’s University in Seoul. Am Berklee College of Music erlangte sie den Bachelor in Komposition, an der Musikhochschule Frankfurt das Kompositionsdiplom bei Isabel Mundry. Danach absolvierte sie ein Aufbaustudium an der Hochschule Musik und Theater Zürich in Komposition bei Isabel Mundry und in Computermusik bei Gerald Bennett.
Sie besuchte Meisterkurse bei Michael Jarrell, Klaus Huber, Jonathan Harvey und Detlev Müller-Siemens. Ihre Werke wurden an mehreren Musikfestivals aufgeführt, unter anderem am Daegu Festival für Zeitgenössische Musik in Korea, dem Autumn Music Festival in Budapest, dem 42. Darmstädter Sommerkurs und dem Festival International des Musiques et Créations Electroniques in Bourges.
In den USA erhielt sie den Boston Symphony Hall Award, 2005 wurde ihr an der 15. Internationalen Sommerakademie Prag-Wien-Budapest der erste Preis überreicht. Zur Zeit ist Chung an der Ewha Woman’s University in Seoul als Dozentin für Komposition tätig.
„Piece for 6 Players“ (2006)
Meine ursprüngliche Idee für dieses Stück geht von der Zahl 6 aus. Es ist für sechs Instrumente geschrie-ben, und jedem dieser Intrumente ist ein individueller musikalischer Charakter zugeteilt, der jeweils durch ein eigenes Muster repräsentiert wird. Das Stück ist nach den Proportionen 3 : 1 : 2 : 5 : 0.5 : 2.5 unterteilt und diese Zahlen spielen auch für die Harmonik eine Rolle. Die sechs Teilen sind durch die Abfolge der Muster charakterisiert und in jedem Teil werden die sechs verschiedenen Muster gereiht, überlagert, oder gemischt. Im Verlauf des Stückes kann der Charakter eines Musters mehr oder weniger hervortreten, aber ein wesenhafter Kern bleibt immer erhalten.(JC)
Martin Jaggi
Martin Jaggi wurde 1978 in Basel geboren. Er spielt seit seinem 7. Lebensjahr Violoncello. Ersten Kompositionsunterricht erhielt er bei seinem Vater, dem Komponisten Rudolf Jaggi. 1995 bis 1996 nahm er Kompositionsstunden bei Rudolf Kelterborn. Ab 1996 studierte er an der Musikhochschule Basel Violoncello bei Reinhard Latzko und Komposition bei Detlev Müller-Siemens und schloss 2000 mit dem Lehrdiplom ab. Anschliessend studierte er bei Walter Grimmer an der Musikhochschule Zürich, wo er 2002 das Konzertdiplom mit Auszeichnung erlangte. Seine Studien wurden ergänzt durch Meisterkurse bei Claude Starck, Colin Carr und Ivan Chiffoleau (Violoncello) sowie bei Marc-André Dalbavie und
Helmut Lachenmann (Komposition). Zur Zeit absolviert er ein Aufbaustudium für Komposition bei
Manfred Stahnke an der Musikhochschule Hamburg.
Als Komponist konnte sich Martin Jaggi in der Schweiz bereits einen guten Namen machen. Seine Werke wurden mehrfach vom Radio ausgestrahlt und in Europa und Kanada aufgeführt. Im Rahmen des "Euro-päischen Musikmonat 2001" war ihm ein eigenes Portrait-Konzert (Composer of the week) gewidmet. Zuletzt erhielt Jaggi u.a. Kompositionsaufträge vom Sinfonieorchester Basel, dem A-Devantgarde Festival München, der Pro Helvetia, dem Ensemble Phoenix Basel, der CoutKoutKun-Stiftung Thessaloniki und dem „ensemble für neue musik zürich“.
Martin Jaggi trat als Solist mit Orchestern und Kammerensembles in der Schweiz, in Deutschland, Italien, Frankreich, Paraguay und Russland auf und hat Aufnahmen für Radio DRS, Espace 2 und France Culture realisiert. Er ist Mitglied im „Mondrian Ensemble“ und Solocellist im Festival Orchester Basel und in der basel sinfonietta
„Spam für 6 Instrumente“ (2006)
„Spam“ ist eine Vokabel aus der wunderbaren Welt der angelsächsischen sogenannten „Four-Letter-Words“, jener Chiffren, die besonders negative Weltsichten aufs Bündigste zusammenfassen. „Spam“ ist die Abkürzung für „Send Phenomenal Amounts of E-Mail“ respektive „Send Personally Annoying E-Mails“ respektive „Seek Perilous Animal-Milk“ respektive „Siroup-Pirates Are Moles“ und eine aus dem elektronischen Alltag bestens bekannte Erscheinung. „Spam“ ist auch minderwertiges, in Blechdosen konserviertes Frühstücksfleisch („spiced ham“), das seit 1936 mit Erfolg industriell hergestellt wird und sich immer wachsender Beliebtheit erfreut. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung kommt zum Ausdruck in dem Loblied, das lauthals Wikinger in den frühen siebziger Jahren zur Ehre von „Spam“ sangen („Spam spam spam spam! Lovely spam! Wonderful spam!“). Bei falschem Gebrauch werden „Spam“-Dosen gefährlich. In Burma ist „Spam“ (genau gleich ausgesprochen) ein Beschwörungswort, von dem niemand weiss, was es bewirkt. Andere mögliche Kombinationen der Buchstaben von „Spam“ lauten: „Masp“, „Amps“, „Pasm“. Ich empfinde alle Kombinationen als Wohllaut. Ähnliche Worte sind „Spum“, „Aspim“, „Skum“ und „Spöam“. Auch sie gefallen mir ganz gut. Das Wort „Spam“ kann in andere Sprachen transliteriert werden, zum Beispiel ins Ungarische: „Szpem“.
„Spam“ ist eine feine Sache. Ich wollte, meine Musik wäre ein bisschen wie „Spam“.(MJ)
Sebastian Gottschick, Leitung
Geboren in Düsseldorf, studierte Geige, Komposition und Dirigieren in Köln, Berlin, Hamburg und an der Juilliard School in New York. Als Dirigent arbeitete er zuletzt zusammen mit Ensembles und Orchestern wie dem Klangforum Wien, den Düsseldorfer Symphonikern, den Rundfunksinfonieorchestern Warschau, Berlin, München und Stuttgart, der Nordwestdeutschen Philharmonie, der Basel Sinfonietta, der Athelas Sinfonietta Kopenhagen, der Orquesta Filarmonica de Gran Canaria und dem Ensemble Modern. Von 1994 bis 1999 war er Künstlerischer Leiter des Ensemble Oriol Berlin, das unter seiner Leitung zu einem der führenden Kammerorchester in Deutschland wurde, mit einem weitgefächerten Repertoire vom Frühbarock bis zur jüngsten Moderne. 1994 – 2003 war er Musikalischer Leiter der Neuen Opernbühne Berlin, mit deren Produktionen er in Madrid, Lissabon und auf Gran Canaria gastierte. Als Operndirigent war er außerdem zu Gast u.a. am Theater Basel, an der Berliner Kammeroper und am Teatro La Fenice in Venedig. 2004 leitete er zusammen mit Johannes Harneit und Anna Viebrock die Produktionen „Geschwister Tanner“ und „Ohne Leben Tod“ am Zürcher Schauspielhaus und am Berliner Hebbeltheater. Seit 2005 ist er Musikalischer Leiter des „ensemble für städtebewohner“, das in Wien in den nächsten vier Jahren Musiktheaterproduktionen realisieren wird.
Als Geiger und Bratscher widmet sich Sebastian Gottschick vor allem der Kammermusik; er ist Mitglied des 1994 aus dem Ensemble Oriol hervorgegangenen Manon Quartett Berlin. Zur Zeit betreut er vertretungsweise eine Violinklasse an der Kölner Musikhochschule. CD-Auf-nahmen u.a. mit dem Ensemble Oriol, dem Manon-Quartett, dem Ensemble Moments Musicaux und der Athelas Sinfonietta sind bei IPPNW Concerts, ambitus, Erato und DaCapo erschienen. Gottschicks Aufnahme der Werke Matthias Ronnefelds wurde 2000 mit einem dänischen „Grammy“ ausgezeichnet.
Das 1985 gegründete ensemble für neue musik zürich widmet sich ausschliesslich dem zeitgenössischen Musikschaffen. Die sechs Musiker planen und konzipieren ihre Programme in eigener Regie. Im Bedarfsfall wird die Stammformation um zusätzliche SängerInnen und InstrumentalistInnen erweitert. Jahrelange, kompromisslose und selbstbestimmte Arbeitsweise sowie eine unkonventionelle Programmgestaltung führte schliesslich zum Erfolg. Jedes Projekt, jede künstlerische Entscheidung und auch die finanziellen Vermarktungsrisiken werden von den Musikern gemeinsam getragen. Zu den besonderen Anliegen des ensemble für neue musik zürich zählt die Förderung noch nicht etablierter, junger Komponistinnen und Komponisten aus dem In- und Ausland. In über 200 Uraufführungen von Werken, die meistens im Auftrag des ensembles entstanden und diesem gewidmet sind, finden sich in den Programmen Komponistenporträts von George Crumb, Liza Lim, Noriko Hisada, Hanspeter Kyburz, Franz Furrer-Münch, Dieter Ammann, Johannes Harneit, Elliott Carter, Ysang Yun, Hans Joachim Hespos etc. sowie weitere thematische Konzepte. Das ensemble hat sich in den vergangenen Jahren mit seiner „Theaterabteilung“ dieSZENEzürich über die Landesgrenzen hinaus mit Projekten von P.M.Davies („Mad Queen, mad King“), Daniel Mouthon („Finnabout“, „l’empire des choses“, „Ghostdriver“ und „Air à l’en verre“) einen Namen gemacht. Durch die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit Joachim Schlömer („Höllenbild“), Herbert Wernicke („lustige Witwe“), Albrecht Hirche („Aufstand der Schwingbesen“), und Anna Viebrock („Geschwister Tanner“) haben sie modernes, zeitgemässes Musiktheater realisiert. Das ensemble konzertiert erfolgreich in Europa, Zentralasien, China, Hongkong, Japan, Australien und wurde an wichtige Festivals eingeladen. Zahlreiche CD-Produktionen und viele Radio-Aufnahmen bei DRS II, Radio Kiew, Radio Odessa, Hongkong RTHK, BR, WDR etc