FÜR NEUE MUSIK ZÜRICH
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05.10.2005  20:00  Zürich, Kunsthalle

Toru Takemitsu
Rain Spell (1982) fl,kl,hp,p,perc,
Sacrifice (1962) fl,hp,perc,
Toward the Sea III (1989) fl,hp,
Between Tides (1993) vl,vc,p,


Hans-Peter Frehner/Flöte
Hansruedi Bissegger/Klarinette
Viktor Müller/Klavier
Kathrin Bamert/Harfe
Lorenz Haas/Schlagzeug
Urs Bumbacher/Violine
Nicoa Romanó/Viloncello




Toru Takemitsu

Toru Takemitsu wurde am 8.10.1930 in Tokyo geboren. Nach dem Krieg entschloss er sich, Komponist zu werden und begann 1948 bei Yasuji Kiyose Kompositon zu studieren, blieb im Grunde aber Autodidakt. Im Alter von 20 Jahren debütierte er als Komponist mit dem Werk "Lento in Due Movimenti" für Klavier. Schon früh interessierte sich Takemitsu für viele nichtmusikalische Künste wie moderne Malerei, Literatur (insbesondere Dichtung), Theater und Film. Im Jahr 1951 gründete er zusammen mit anderen Komponisten und Künstlern aus den verschiedensten Bereichen die Gruppe "Experimentelle Werkstatt", eine "Mixed-Media-Gruppe", die bald für ihre avantgardistischen multimedialen Aktivitäten bekannt wurde.

Die erste öffentliche Anerkennung als Komponist erhielt Takemitsu Ende der 50er Jahre mit seinem "Requiem" für Streicher (1957). Takemitsus Interesse an verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen und sein Autodidaktentum waren prägend für seinen avantgardistischen Stil. Er bediente sich schon um 1950 des Tonbandgeräts, um aus "realen" Klängen ("musique concrète") Musik-Collagen zu schaffen ("Water Music" 1960, "Kwaidan" 1964). In den frühen 60er Jahren fanden zwei neue Elemente Eingang in Takemitsus Musik: die traditionelle japanische Musik (z.B. "November Steps", 1967, für biwa, shakuhachi und Orchester) und die Entdeckung der Natur (z.B. "ARC I", 1963, für Orchester, oder "A Flock Descends into the Pentagonal Garden", 1977, für Orchester). Auf der Weltausstellung EXPO 1970 in Osaka war er musikalischer Leiter eines Theaterprojekts ("Space Theater of Street Pavillon"). Während die Einflüsse Schönbergs und Bergs in den frühen Werken bemerkbar sind, bildet der französische Kompositionsstil (besonders der Debussys) die Basis vieler folgenden Werke. Takemitsu zeigte ebenfalls Interesse an Jazz, Chanson und Schlager und komponierte als ausgesprochener Film-Fan auch Filmmusik (z.B. "Ran", "Dodes’ka-Den"). Obwohl er sich in den elektronischen Medien und in der Filmmusik zu Hause fühlte, sind seine charakteristischsten Werke jene für Kammerensemble und großes Orchester. Die "12 Songs for Guitar" (1977), in die er Arrangements weltbekannter Pop-Klassiker einfügte, zeigen Takemitsus Sympathie für sogenannte Unterhaltungsmusik. Takemitsu konzentrierte sich fast ausschließlich auf Instrumentalmusik. Als Anhänger der "Musique concrète" benutzte er sogar in seinen elektronischen Stücken ausschließlich natürliche Klänge anstelle von elektronisch generierten.

Er lehrte Komposition an der Yale University, wurde von vielen Universitäten in den USA, Kanada und Australien als Dozent oder Composer-in-Residence eingeladen und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen (u.a. den UNESCO-IMC Music Prize 1991 und den University of Louisville Grawemeyer Award for Music Composition im Jahr 1994).

Takemitsu starb am 20.2.1996 in Tokyo. Zum Gedenken an ihn realisierte Peter Mussbach and der Berliner Staatsoper Unter den Linden 2004 das szenische Projekt "My Way of Life" bestehend aus verschiedenen Kompositionen Takemitsus.
9. April 2024
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