FÜR NEUE MUSIK ZÜRICH
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03.06.2005  20:00  Zürich, Kunsthaus Vortragssaal
04.06.2005  20:00  Basel, Gare du Nord

Schöne Lieder 1

Charles Ives
The See'r

Christoph Coburger
Sextett 1 für Fl, Kl, Hrn, Sz, Vn und Vc

Charles Ives
Down East

Matthias Ronnefeld
Sieben Lieder nach dem Hohelied Salomos für Mezzosopran,Fl,Kl,Hrn,Cel,Vc,Cb

Charles Ives
Walking
Tom Sails Away

Iannis Xenakis
Plekto für Fl, Kl, Sz, Pf, Vn , Vc

Charles Ives
The Housatonic at Stockbridge

ensemble für neue musik zürich und Gäste:
Hans-Peter Frehner/Flöte
Hansruedi Bissegger/Klarinette
Urs Bumbacher/Violine
Nicola Romanò/Violoncello
Viktor Müller/Klavier/Celesta
Lorenz Haas/Perkussion
Lorenz Rahts/Horn
Anna Trauffer/Kontrabass

Gudrun Pelker/Mezzosopran

Sebastian Gottschick/Leitung



Charles Ives-Lieder
alle Texte: Charles Ives

The See’r Gesang,Fl,Kl,Vn,Vc
An old man with a straw in his mouth
Sat all day long before the village grocery store;
He liked to watch teh funny things a-going by!




Sextett (1988) UA Fl,Kl,Hrn,Sz,VI,Vc
I. Ein Loch. Mit allem darin, was Gegenstand sein kann. Unfertiges; nur Gefundenes. Man sitzt zusammen und erinnert sich: “Als Punk noch ging...“ Virtuos geistern Meinungen durch den Raum. Melodisch Sinnhaftes trifft pragmatisch Druckvolles. Vereinbarungen sind lediglich als Abkadenzrudimente zu erkennen. Irgendwie fehlt ein Bandleader.

II. Beharrung. Jeder versucht, dem Schlagwerker etwas die Arbeit zu erleichtern. Die gut gemeinten Vorschläge sind eigentlich immer die Gleichen. So geht Mancher auf die Suche nach etwas Bedeutungslosem und merkt nicht, dass die Stimmung steigt.

III. Besuch. Versuch einer Beschwingung. Fast kommt so etwas wie einsichtige Einheit auf. Da... kommt jemand aus dem Fundus. Einer, der noch die Wurzeln kennt. Der noch weiß, wie es war mit den Alten. Da können dann alle mit. Kurz. Das septettige Wesen verschwindet wieder und hinterlässt zaghaftes Fragen.
Christoph Coburger

Berührung
Da das Sitzen, hier der Blick, und nichts
dazwischen, das passiert, nur Spannung, Ort
inmitten Sitz, Blick, Nichts und da und dort,
passieren tut nur das Dazwischen, tut
zwischen Nichts und Blick und Sitzen, tut
nichts ist da dazwischen, nichts
ist da passiert, zwischen da und dort
Sitzen, Blick und nichts und dann Tut-tut
ein Platzda-Blitz-Trara
zuckt durch, flutet, sprießt,
kracht und knallt, es rumst,
die Knochen, der Oktober
keilen sich die Fliegen, Fruchtfleisch
reif, es klafft. Pfirsichbaum,
und alles will
und will zusammenrauschen.
Jetzt sofort sich kollidieren,
rammen, bumsen, zugehören
und alles will
und will und will und will
Zusammenhang. Franzobel





Down East Gesang,Fl,Kl,Hrn,Sz,Pf,Vn,Vc,Kb
Songs!
Visitons of my homeland,
come with strains of childhood,
Come with tunes we sang in schooldays
And with songs from mother’s heart;

Way down east in a village by the sea,
stands an old, red farmhouse that watches o’er the lea;
All that is best in me,
lying deep in memory,
draws my heart where I would be,
nearer to thee.

Ev’ry Sunday morning, when the chores were almost done,
from that little parlor sounds the old melodeon,
„Nearer my God to Thee, nearer to Thee;“
With those strains a stronger hope
Comes nearer to me.




Sieben Lieder nach dem Hohelied Salomos
Opus 5b (1981) Mezzosopran,Fl,Kl,Hrn,Cel,Vn,Kb

I (Hoheslied 9,2)
Ich schlafe, aber mein Herz wacht.
Da ist die Stimme meines Freundes, der anklopfet:
"Tue mir auf, liebe Freundin, meine Schwester, meine
Taube, meine Fromme,
denn mein Haupt ist voll Taues
und meine Locken voll Nachtropffen."

II (2,5)
Erquicket mich mit Blumen
und labet mich mit Äpfeln,
denn ich bin krank vor Liebe.

III (1,7)
Sage mir an, den meine Seele liebet,
wo du weidest, wo du ruhest im Mittage,
daß ich nicht hin und hergehn müsse bei den Herden
deiner Gesellen.

(4,16)
Stehe auf, Nordwind, und komm, Südwind,
und wehe durch meinen Garten,
daß seine Wurzeln triefen!
Mein Freund komme in seinen Garten
und esse seiner edlen Früchte.

IV (7,7)
Wie schön und lieblich bist du,
du Liebe voller Wonne!

V (3,2)
Ich will aufstehn und in der Stadt umhergehen
In den Gassen und Straßen
und suchen, den meine Seele liebet.
Ich suchte, aber fand ihn nicht.

VI (17,3)
Dein Schoß ist wie ein runder Becher,
dem nimmer Getränke mangelt.
Dein Leib ist wie ein Weizenhaufen,
umsteckt mit Rosen.

VII (8,1)
O daß du mir gleich einem Bruder wärest,
der meiner Mütter Brüste gesogen!
Fände ich dich draußen,
so wollte ich dich küssen,
und niemand mehr dürfte mich höhnen!




Walking Gesang,Fl,Kl,Sz,Pf,Vn,Vc,Kb
A big October morning,
the village churchbells
the road along the ridge;
the chestnut burr and sumach,
the hills above the bridge
with autumn colors glow.

Now we strike a steady gait,
walking towards the future,
letting past and present wait,
we push on in the sun,
Now hark!
Something bids us pause!

(down the valley, - a church, - a funeral giong on.)
(up teh valley, a road-house, - a dance going on.)

But we keep on a-walking,
‚tis yet not noonday,
the road still call us onward,
today we don not choos to die or to dance,
but to live and to walk.



Tom Sails A way Gesang,Kl,Hrn,Sz,Pf,Vn,Vc,Kb
Scens from my childhood are with me,
I’m in the lot behind our house upon the hill,
a spring day’s sun is setting,
mother with Tom in her arms is coming towardes the garden;
the lettuce rows are showing green.

Thinner grows the smoke o’er the town,
stronger comes the breeze from the ridge.
This after six, the whistles have blown,
the millk train’s gone down the valley.
Daddy is coming down the hill from the mill,
We rundown the lane to meet him.

But today!
In freedom’s cause Tom sailed away
For o’ver there!

Scenes from my childhood are floating beforme my eyes.




Plekto (1993) Fl,Kl,Sz,Pf,Vc,Vc
Iannis Xenakis befasste sich während seiner ganzen Schaffenszeit mit der räumlichen Komponente der Musik. Strukturen aus der Architektur werden auf die musikalischen Parameter übertragen und auf ihre Raumwirkung geprüft. Xenakis’ Musik gehört mitunter zum Kompromisslosesten, was die Musik des 20. Jahrhunderts zu bieten hat: Seine Musik ist geprägt von nahezu brachialer Konsequenz, ohne auf die Schwachpunkte oder Eigenarten einzelner Instrumente einzugehen. Interpreten und Publikum können sich dieser energiegeladenen Atmosphäre nahe des „Zerreisspunktes“ nicht entziehen.



III.
from The Housatonic at Stockbridge
Robert Underwood Johnson. Gesang,Fl,Kl,Hrn,SZ,Pf,Vn,Vc,Kb

"Contented river! in thy dreamy realm -
The cloudy willow and the plumy elm.

Thou beautiful! From every dreamy hill
What eye but wanders with thee at thy will...

Contented river! and yet over-shy
To mask thy beauty from the eager eye;
Hast thou a thought to hide from field and town?
In some deep current of the sunlit brown...

Ah! there's a restive ripple, and the swift
Red leaves - Septembers firstlings - faster drift:

Wouldst thou away! dearest dream! come whisper near!
I also of much resting have a fear;
Let me tomorrow thy companion be
By fall and shallow to the adventurous sea!"





Charles Ives Geboren1874 in Danbury, Connecticut, gestorben 1954. Studium der Musik an der Yale-Universität, daneben Tätigkeit als Organist. Danach führte Ives über 20 Jahre lang ein Doppelleben: Tagsüber war er Versicherungskaufmann, nachts und an den Wochenenden und in den Ferien war er Komponist. Er schrieb Sinfonien, symphonische Dichtungen, Klavier- und Kammermusik, Chorwerke, Orgelkompositionen und über 100 Lieder.
Dabei reicht die Klangpalette vom raffiniert einfachen Kirchenlied bis hin zu auf dem Konzertflügel kaum noch realisierbaren Klangkomplexen. Ives experimentierte mit Vierteltönen, Überlagerung verschiedener Tonarten und verschiedenen Tempi und integrierte populäre Musik in seine Kompositionen. Zu seinen Lebzeiten wunden seine Werke kaum uns dann auch oft noch schlecht aufgeführt. Gesundheitliche Gründe zwangen Ives um 1918 das Komponieren ganz aufzugeben und er kümmerte sich fortan nur noch und ziemlich erfolgreich um das Versicherungsgeschäft.
Charles Edward Ives fühlte sich frei von allen Zwängen des Musikbetriebs und in seinen Kompositionen war er frei von allen Dogmen. So wurde er – nach seinem Tode – von den jüngeren Kollegen entdeckt, aufgeführt, bewundert und verehrt, als die Entwicklung der musikalischen Avantgarde an ihrem Dogmatismus zu ersticken drohte. Als Alternative zur totalen Determination blieb nicht allein die totale Indetermination oder das Schweigen (John Cage 4’33’’) sondern auch die Offenheit und Freiheit des Charles Ives, jeden Augenblick genau das Richtige zu tun. Oder, wie Ives selbst es sagte: »Jeder sollte die Chance haben, nicht übermäßig beeinflusst zu werden.«
Manfred Niehaus in: MaerzMusik, Programmbuch, Berliner Festspiele (Hg), 2004.



Christoph Coburger hat bei Ulrich Leyendecker in Hamburg Komposition studiert. Er arbeitet als Komponist und Regisseur mit vielen verschiedenen Institutionen und Ensembles. Seine bisherigen Opern: „Weils Kind schlafen will“ (Text: Franzobel), „Null Tote“ (Text: Baudrillard) und „Zwischenfälle“ (Text: D. Charms) sind im Auftrag des Linzer Landestheaters, der Ruhrtriennale und der neueoperwien entstanden. Darüber hinaus schreibt Christoph Coburger für den Konzertsaal, das Radio und zuletzt für einen Film von Dominik Graf. Zusammen mit der Bühnenbildnerin Sabine Mader und dem Dirigenten Sebastian Gottschick leitet er das ensemble für städtebewohner Berlin/Wien.
Am 29.6.05 wird „Puppen“ – 10 Veränderungen für automatische Orgel und 4 Schauspieler unter der musikalisch-szenischen Leitung von Coburger in Zürich am Neumarkt uraufgeführt.
Er lebt bei Berlin und in Wien.



Matthias Ronnefeld (1959-1986)
Geboren 1959 in Wien als Sohn des Komponisten und Dirigenten Peter Ronnefeld und der Pianistin Minna Ronnefeld. Matthias Ronnefeld lebte in Deutschland, Wien Kopenhagen und von 1978 bis zu seinem Tod 1986 in Hamburg. Violinunterricht bei Alice Harnoncourt 1966-69, Klavier bei H.D. Koppel 1974-76 und Komposition bei P. Norgard 1973-76. 1978-80 studierte Matthias Ronnefeld Komposition bei G. Ligeti. 1982 gewann er den 1.Preis beim Kompositions-Wettbewerb Hitzacker. Kompositionsaufträge vom Bayrischen Rundfunk, Norddeutschen Rundfunk und der IGNM Mannheim.







Iannis Xenakis wurde am 29. Mai 1922 in Brãila (Rumänien) geboren und wuchs in Griechenland auf, wo er ein Ingenieurstudium absolvierte. Während des 2. Weltkrieges kämpfte er in der griechischen Widerstandsbewegung gegen die deutschen Besatzer.Nach dem Krieg musste er aus politischen Gründen nach Frankreich fliehen, wo er sich schließlich niederließ; 1965 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Xenakis studierte bei den französischen Komponisten Arthur Honegger, Darius Milhaud und Olivier Messiaen und wurde Assistent des Architekten Le Corbusier (1948-1960). Als Mitarbeiter Le Corbusiers entwarf er den Philips Pavillon für die Internationale Ausstellung in Brüssel 1958 – mit einer Gestaltung, in der er sich zum Teil auf sein Orchesterwerk Metastaseis für 61 Instrumente (1954) bezog.
Ein durchgängiges Element seiner Musik ist die gegenseitige Befruchtung zwischen Musik und den aus Physik, Architektur und insbesondere Mathematik stammenden Ideen. Sein Konzept der „stochastischen Musik” basiert auf mathematischen Vorstellungen (z. B. Mengenlehre, symbolische Logik und Wahrscheinlichkeitstheorie). Für seinen Kompositionsprozess bedeutete dies die Verwendung von Elementen ähnlich den aleatorischen Prinzipien von John Cage, jedoch innerhalb eines kontrollierten Rahmens, so dass das Ergebnis eine komplett notierte Musik ist. Xenakis gründete 1966 an der Sorbonne ein Institut für mathematische und automatische Musik. Ein weiteres Merkmal seiner Musik ist ihre Fähigkeit, eine Atmosphäre archaischer Ritualmusik zu erzeugen, was in seinen Vertonungen der Texte Orestie (1966), Medea (1967) und Persepolis (1971), ein zur Aufführung in den Ruinen der gleichnamigen iranischen Stadt komponiertes Tonbandstück, besonders deutlich wird. Xenakis starb am 4. Februar 2001 in Paris.
Encarta® Enzyklopädie Professional 2003




Sebastian Gottschick, Leitung (und Bearbeitung?
Sebastian Gottschick,1959 in Düsseldorf geboren, studierte Komposition, Violine und Dirigieren in Köln, Berlin, Hamburg und an der Juilliard School in New York. Von 1993 bis 1999 war er Künstlerischer Leiter des Ensemble Oriol Berlin, mit dem er ein weitgefächertes Repertoire vom frühen Barock bis zur jüngsten Moderne erarbeitete. Seit 1994 ist er einer der Musikalischen Leiter der Neuen Opernbühne Berlin, mit deren Produktionen er in Madrid, Lissabon und auf Gran Canaria gastierte. Im Februar 2003 hatte die Produktion von Madernas „Satyricon“ Premiere in der Staatsbank Berlin. Als Operndirigent war er außerdem zu Gast am Theater Basel, am Hans-Otto-Theater Potsdam und an der Berliner Kammeroper.
2001 leitete er zusammen mit Johannes Harneit am Teatro La Fenice in Venedig Kagels „Entführung aus dem Konzertsaal“ und Mozarts „Entführung“ in der Regie Herbert Wernickes.
Er arbeitete zuletzt zusammen mit Ensembles und Orchestern wie den Rundfunksinfonieorchestern Berlin, München und Stuttgart, der Basel Sinfonietta, der Nordwestdeutschen Philharmonie, dem Klangforum Wien, der Athelas Sinfonietta Kopenhagen, der Orquesta Filarmónica de Gran Canaria, dem Phoenix-Ensemble Basel, dem Basler Sinfonieorchester und dem Ensemble Modern.
Als Geiger und Bratscher widmet sich Sebastian Gottschick vor allem der Kammermusik. 1994 gründete er das Manon-Quartett, das 1997 als Quartet in Residence beim Tanglewood Festival eingeladen war. Bereits 1989 hat das Ensemble Moments Musicaux unter Gottschicks Leitung den ersten Teil der Werke Matthias Ronnefelds („I Hear The Drummer Strike The Sky“) aufgenommen; 2000 folgte der zweite Teil („Am Abend tönen die herbstlichen Wälder“) mit der Athelas Sinfonietta Kopenhagen, der 2001 einen dänischen „Grammy“ gewann. Gottschick betreut außerdem die Herausgabe sämtlicher Werke Ronnefelds beim dänischen Verlag SAMFUNDET



Gudrun Pelker erhielt nach Abschluss des Schulmusikstudiums ihre Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik in Köln und absolvierte diese mit Auszeichnung. 1988 gab sie ihr Bühnendebüt als Carmen bei den Int. Sommerfestspielen in Weikersheim. Anschließend war sie bis 1993 Ensemblemitglied des Gelsenkirchener Musiktheaters und erarbeitete sich über 30 Rollen. Von 1998 bis 2001 gehörte sie zum festen Ensemble der Oper Frankfurt. Gastengagements führten sie an die Bühnen Köln, Essen, Basel, Zürich, Wiesbaden, Hannover, zu den Schwetzinger Festspielen und den Wiener Festwochen. Sie sang u.a. unter der musikalischen Leitung von B. Kontarsky, W. Remmert, M. Stenz und P. Carignani. und arbeitete mit Regisseuren wie W. Schroeter, Ch. Nel, P. Konwitschny und K. Horres.
Ein künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Interpretation zeitgenössischer Musik. Dabei sang sie mit Ensembles wie "Klangforum Wien", "ensemble modern Frankfurt", "Musikfabrik NRW" und „ensemble für neue Musik Zürich“. Seit 2002 hat sie außerdem einen Lehrauftrag für Gesang an der Folkwang Hochschule in Essen.
9. April 2024
© ensemble für neue musik zürich, Gutstrasse 89, CH-8055 Zürich
T +41 (0)44 383 81 81, M +41 (0)79 207 55 92
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